WISSEN

Kinder lernen in den ersten Lebensjahren, wie sich Gefühle anfühlen, wie sie heissen und sich verändern können. Dieser Lernprozess bedarf viel Übung und zieht sich durch das ganze Leben. Wissen schafft Klarheit – und Klarheit bringt Eltern und Fachpersonen Gelassenheit.

Gefühlsentwicklung

Wie die Sprache, entwickelt sich auch die Gefühlswelt des Kindes mit jedem Tag weiter. Lesen Sie nach, welcher Entwicklungsschritt für das Kind gerade aktuell ist.


Sie wollen die Entwicklung genauer verstehen? Dazu können wir Ihnen diesen Sachtext sowie viele Medien aus unserer Mediothek empfehlen. 

Kinder sind von Geburt sehr empfindsam. Im Verlauf des ersten Jahres lernen die Kinder die sogenannten Basisemotionen – Freude, Ärger und Trauer – auszudrücken.


Mit Wegschauen und 'Nuggele' lernt das Kind eigene Strategien, um mit Gefühlen umzugehen. Auch die Reaktionen der anderen können sie zwischen "freudig" und "ärgerlich" unterschieden. 

Mit jedem Lebensmonat nimmt das Kind mehr verschiedene Gefühle wahr. Das Kind möchte nun viele Erfahrungen selber machen – von Freude und Neugier bis zu Frust.


Alle Erfahrungen sind für das Kind wichtig und es ist eine zentrale Lernaufgabe, mit Frust und Ärger umzugehen. Das Kind braucht die Bezugspersonen, um das Gefühl zu durchleben. 

Mittlerweile versteht sich das Kind als eigenständige Person. Dies führt zum starken Wunsch, alles selbst zu machen. Gleichzeitig ist das Kind auf viel Begleitung angewiesen.


Das Kind ist zwischen Selbständigkeit und Abhängigkeit hin- und hergerissen. All die aufkommenden Gefühle kann das Kind noch nicht verstehen und alleine regulieren.


Gerade in dieser Zeit ist das Kind auf ein klares, gelassenes und wohlwollendes Umfeld angewiesen. Ein Umfeld, das dem Kind hilft, mit allen Gefühlen umzugehen. 

Gegen Ende des vierten Lebensjahres begreift das Kind allmählich, dass die anderen Personen Gefühle, Gedanken und Wissen haben, das sich von seinen eigenen Gefühlen, Gedanken und seinem Wissen unterscheiden. 


Diese Fähigkeit ist für ein soziales Miteinander zentral. 

GEFÜHLSBEGLEITUNG

Die ersten vier Jahre sind die gefühlsreichsten Jahre des Lebens. Da sind alle gefordert. Viele Erwachsene sind überrascht, wie viele Gefühle während eines Tages mit einem Kleinkind aufkommen können. 

Eignen Sie sich einen Umgang an, mit all diesen Gefühlen umzugehen. Routinen erleichtern den Alltag.


Weiter beruhigt der Gedanke, dass die Gefühlsentwicklung eine der wichtigsten Lernaufgaben der Kinder in dieser Phase ist. Folgende Schritte helfen im Umgang mit Gefühlen. 

Was ist passiert? Wer ist involviert? Welche Bedürfnisse des Kindes sind nicht erfüllt? Wie kam es zur Situation? 


Konkret: Nehmen Sie sich einige Atemzüge Zeit um die Situation zu erfassen.

Schauen Sie vor der Reaktion bei sich hin. Welche eigenen Gefühle und Bedürfnisse nehmen Sie bei sich wahr? Anerkennen Sie Ihre Gefühle. Allgemein gilt, je mehr Gefühle, desto weniger Klarheit im Kopf. Daher lohnt sich diese kurze Selbstregulation.


Konkret: Nützen Sie Ihre Strategien zur Selbstregulation, siehe bei Tipps und Tricks. 

Gefühle und Bedürfnisse des Kindes neutral benennen und Nähe schaffen. 


Konkret: Gefühle und Bedürfnisse des Kindes wertfrei erfassen und benennen. Die Worte schaffen Klarheit und das Kind fühlt sich verstanden. Sprechen Sie wenig und klar. Berührung, falls möglich, beruhigt das Nervensystem. 

Da sein, Gefühle halten und aushalten. Aufgabe von Eltern ist sehr anstrengend. Sie stärkt das gegenseitige Vertrauen langfristig. 


Konkret: Sind Sie für Ihr Kind da, halten sie die Gefühle und die Grenzen ein. Erinnern Sie sich, das kleine Kind kann seine Gefühle noch nicht alleine bewältigen. 

Die Gefühle sind vorbei, die Atmung ruhig. Jetzt kann gemeinsam nach Lösungen gesucht werden. 


Konkret: Die Lösungen können kreativ und unerwartet sein. Mal bestimmen Sie als Erwachsene, mal das Kind, mal finden Sie einen Kompromiss. Seien Sie kreativ.

GEFÜHLE & BEDÜRFNISSE

Gefühle sind ein Ausdruck von Bedürfnissen. Beispielsweise fühlen wir Angst, wenn wir das Bedürfnis nach Sicherheit haben. Wie Bedürfnis und Gefühl zueinander stehen, ist von Mensch zu Mensch verschieden.


Häufig spricht man von den Gefühlen Wut, Trauer, Freude und Liebe und von den Bedürfnissen Sicherheit, Liebe und Autonomie.


Die Palette von Gefühlen und Bedürfnissen ist viel grösser. Verschaffen Sie sich einen Überblick.  Womöglich hilfts, sich und ihr Gegenüber besser zu verstehen. 


Liste

TIPPS & TRICKS

Es ist völlig normal, dass die starken Gefühle bei Erwachsenen ebenfalls Gefühle bis starke Gefühle auslösen können. Das darf sein.


Im Wissen, dass kleine Kinder täglich unzählige Gefühle erleben, ist es hilfreich, sich persönliche Strategien für die Selbstregulation anzueignen und immer wieder neue Möglichkeiten auszuprobieren. 

Dadurch täuschen wir unserem Urhirn Entspannung vor. Dies wirkt sich positiv auf die erlebten Gefühle aus. Der Stress sinkt. 

Trinken sie ein Glas Wasser oder zählen Sie innerlich bist 10. Dadurch gewinnen wir etwas Zeit. In der Emotion funktioniert die Kognition, das Denken nicht. Daher ist Zeit ein Helfer bei starken Gefühlen.

Vertraute Sätze, die für sie stimmig sind, beruhigen die Gefühle. Sie behalten die Fassung  und handeln bewusst. Möglichkeiten: 


«Obwohl ich aufgebracht bin, bin ich sicher und handle bewusst.» 

«Ich erinnere mich daran, dass es sich hier nicht um einen Notfall handelt.»

«Bald wird es wieder ruhig. »

«Der Ausdruck von Gefühlen ist gesund. Er muss gelernt werden. »

Erwachsene müssen die Situation nicht in Ordnung bringen oder verändern. Ihre Präsenz reicht. Je weniger Druck, je schneller beruhigt sich die Situation.


Womöglich hilft dieses Bild: Eine Boje unter Wasser zu halten, kostet viel Energie. Lässt man sie los, schwimmt die Boje weiter. 

Gefühle lösen starke Handlungsimpulse aus. Halten Sie das Gefühl aus, ohne den Handlungsimpulsen zu folgen. 


Ist es Ihnen wieder einmal gelungen, Fassung zu wahren? Klopfen Sie sich auf die Schultern. 

Die Freundin muss heim, Zeit fürs Bett oder den Einkauf – diese kleinen Übergänge im Alltag können lösen viele Gefühle aus.


Gestalten Sie Übergänge immer gleich (Ritual) und planen Sie etwas Zeit ein. Es ist normal, dass ein Übergang Gefühle auslöst. Weil bereits das kleine Kind eigene Pläne hat und erst lernen muss, Kompromisse zu finden


– Zeigen Sie Interesse, woran das Kind gerade ist. 
«Ich sehe, du bist gerade am Spielen. Sieht spannend aus bei dir.»


– Kommunizieren Sie einladend und klar. 

«Die Spielzeit ist in fünf Minuten vorbei.»


– Geben Sie dem Kind ein Bild für die verbleibende Zeit. Kleinen Kindern hilft es, wenn sie beispielsweise mit den Zeigefinger und Daumen die verbleibende Zeitspanne zeigen oder sie ihm eine Sanduhr hinstellen.

«Die fünf Minuten dauern ungefähr so lange.» (Fingerabstand zeigen) 


– Sagen Sie dem Kind, was danach kommt. So kann sich das Kind besser darauf einlassen. 

«Nach fünf Minuten gehen wir gemeinsam Einkaufen.»

Kinder können starke Gefühle bei Erwachsenen auslösen. Das ist normal. Sprechen Sie mit Freunden*innen und Fachpersonen ehrlich über Ihre Gefühle. 


Auch bei Erwachsenen gilt: Lassen wir Gefühle zu, ziehen Sie weiter. Sehen Sie dazu die Hilfsangebote unter der Rubrik Hilfe. 

spielideen

Kleine Kinder spielen bis zu sechs Stunden am Tag. Im Spiel erleben die Kinder viele Gefühle, von Freude, Zufriedenheit über Trauer, Angst bis Frust. Die Gefühlsentwicklung wird im Spiel ideal unterstützt. 



BÜCHER & Co.

Starke Gefühle fordern sowohl Kinder wie Erwachsene heraus. Wer Rat sucht und Bescheid weiss, kann gelassener damit umgehen. So können Gefühle gemeinsam erkundet und/oder nachgespielt werden – das bereitet Kindern viel Freude! 


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